Donnerstag, 28. März 2024
Home > Literatur > Felicitas von Aretin: Mit Wagemut und Wissensdurst

Felicitas von Aretin: Mit Wagemut und Wissensdurst

Chemielabor am Kaiser-Wilhelm-Institut

Vor über 150 Jahren begann in Deutschland der moderne Kampf von Frauenrechtlerinnen um Gleichberechtigung, mit der Gründung des Allgemeinen Deutsche Frauenverein e.V (ADF) auf der Frauenkonferenz vom 16.-18. Oktober 1865 in Leipzig. Damals standen Bildung und Berufszugang ganz vorn auf der Agenda. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren für die ersten Frauen die Voraussetzungen erkämpft, um zu akademischen Bildungsabschlüssen zu gelangen.

In einem bemerkenswerten Buch hat Felicitas von Aretin 21 der ersten 24 studierten Bildungsaufsteigerinnen portraitiert, die als erste Frauen in Universitäten und Berufen ihr Lebenswerke begannen. Portraitiert werden Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in unterschiedlichen Männerdomänen um ein selbstbestimmtes Leben kämpften, und erfolgreich wurden.

Das Buch ist ein reich bebilderter Streifzug durch die Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, garniert mit vielen Zitaten.

Unter ihnen sind Frauen, die als Architektin, Juristin, Zoologin, Pfarrerin oder Mathematikerin nicht nur Männerdomänen eroberten, sondern auch wegweisende Frauenorganisationen begründeten, wie den ersten Soroptimisten- oder Zonta-Club und erste Verbände für Unternehmerinnen.

Das kenntnisreich recherchierte Buch zeichnet jeweils Vision, Werdegang und Werk der akademischen Pionierinnen nach – die meist gegen alle Widerstände erstritten wurden.
Einige Namen waren kaum bekannt, und wurden vor dem Vergessen bewahrt: die erste Juristin Magdalene Schoch, die schweizer Theologin und erste Pfarrerin Greti Caprez-Roffier oder die erste Zoologin Maria von Linden. Es sind auch bekannte Namen darunter, die die Physikerin Lise Meitner, deren Freundschaft mit der baltischen Biologin Elisabeth Schieman in den Blick gerückt wird.
Frauen in Kultur und Medien werden portraitiert, wie etwa die Wiener Schwestern Helene Richter und Elise Richter, die als Theaterkritikerin und als Romanistik-Professorin ihren Weg gingen.

Unter den bekannteren Namen sind auch Elly Heuss-Knapp, Gründerin des Müttergenesungswerkes und spätere Gattin des Bundespräsidenten Theodor Heuss; sowie Käte Ahlmann, erste Stahlunternehmerin und Mitbegründerin der Verbandes Deutscher Unternehmerinnen.

Das Buch öffnet viele Zeitfenster in vergangene Zeiten, und zeigt mutige und selbstbewußte Frauen, die sich ihr Leben, Beruf und Leidenschaft meist gegen eine voreingenommene Männerwelt erkämpften. Das Buch schließt aber auch mit vielen biografischen Einzelheiten wichtige Lücken in der Geschichte der Frauenbewegung.

Über die Autorin

Felicitas von Aretin studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main, Heidelberg und München, promovierte am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz und ist Journalistin für die FAZ, den Tagesspiegel und Die Welt. 2004 erschien ihr vielbeachtetes Buch Die Enkel des 20. Juli 1944. Sie leitete die Pressestelle der Freien Universität Berlin, arbeite im Bereich Kommunikation der Max-Planck-Gesellschaft und verantwortet seit 2015 die Abteilung Medien und Kommunikation am Deutschen Jugendinstitut in München.

Felicitas von Aretin: Mit Wagemut und Wissensdurst

Literaturhinweis:

Felicitas von Aretin:
Mit Wagemut und Wissensdurst

– Die ersten Frauen in Universitäten und Berufen
ELISABETH SANMANN VERLAG, 2018
Gebunden, 208 Seiten, 24,95 €
ISBN: 978-3-945543-38-2

m/s