Dienstag, 19. März 2024
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Kathreiner Hochhaus – endet der Leerstand?

Detail: Kathreiner Hochhaus

Das Kathreiner Hochhaus an der Potsdamer Straße 186 steht seit Jahren komplett leer. Es ist eine landeseigene Immobilie mit viel Entwicklungspotential. Das 1930 erbaute Hochhaus ist auch ein wichtiges Architekturdenkmal und Wahrzeichen seiner Zeit. Es wurde in Stahlskelettbauweise errichtet und ist Berlins ältestes Hochhaus Berlins. Das „Kathreiner Hochhaus“ wurde als reines Bürogebäude konzipiert.

Die Außenfassade ist mit Thüringer Travertin verkleidet, die Laibungen der horizontal verlaufenden Fensterreihen heben sich farblich leicht mit römischen Travertin ab.

Der Baukörper besteht aus drei Flügeln: zwei parallel zur Potsdamer Straße liegende Flügel mit sechs Geschossen orientieren sich an der Berliner Traufhöhe. Ein aus aus zwölf Geschossen bestehender Mitteltrakt, der quer zur Straße steht, verleiht dem Gebäudekomplex seine charakteristische H-Form.
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Die Maße des Gebäudes sind eindrucksvoll: Die bebaute Fläche beträgt 1225 m², die Höhe bis zum Dach umfasst 46 Meter. Die Nutzungsfläche beträgt 9500 m². Die Bauzeit dauerte nur fünf Monate.

Der Haupteingang des Gebäudes liegt nicht an der Potsdamer Straße, sondern ist auf die Königskolonnaden im benachbarten Kleistpark ausgerichtet.

Das 1930 bezugsfertige Hochhaus wurde vom Architekten Bruno Paul im Stil der Neuen Sachlichkeit entworfen und von der Kathreiner Malzkaffee-Fabriken GmbH bezogen. Bruno Paul zählt zu den großen Baumeistern und Designern des 20. Jahrhunderts, dem jedoch ein tragisches Schicksal zuteil wurde:

Der in Dresden geborene Architekt Bruno Paul (1871-1968 ) war auch Zeichner bei der satirischen Wochenzeitschrift „Simplicissimus“, Möbeldesigner und Inneneinrichter. Als Direktor der Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst (heutige „Universität der Künste“) verlor er 1933 alle seine Ämter, arbeitete aber bis 1945 anonym als Architekt und Designer weiter.

Kathreiner-Hochhaus
Kathreiner-Hochhaus in der Potsdamer Straße 186 in Berlin-Schöneberg, erbaut 1928-1930 nach einem Entwurf des Architekten Bruno Paul – Foto: Jörg Zägel CC BY-SA 3.0

Bisherige Nutzung und Strukturschwäche in der Potsdamer Straße

Das Baudenkmal aus dem Jahr 1930 wurde nach dem Krieg von der BVG genutzt und steht nach deren Umzug im Jahre 2008 leer. Dieser Leerstand betraf auch die gesamte weitere Blockkante zwischen Pallas- und Grunewaldstraße und wird im Bezirk als ein wesentlicher Faktor für die Standortschwäche der Potsdamer Straße insgesamt gesehen. Erst in den letzten Jahren belebt sich die Zeile langsam wieder, zum Beispiel mit der Ansiedlung der Firma mytoys.de und der privaten Hochschule der populären Künste.

Neue Zukunftspläne

Das Gebäude wird nicht wie ursprünglich geplant zum Verkauf angeboten, weil es zeitweise als neuer Dienstsitz für die Berliner Immobilienmanagment GmbH vorgesehen war. Sie verwaltet die Immobilien des Landes Berlin (4.500 Immobilien insgesamt). Seit ihrer Fusion mit dem Liegenschaftsfond im Jahr 2015 sind 450 Mitarbeitern an drei verschiedenen Standorten in der Stadt beschäftigt. Doch der Hochhauskomplex ist zu klein für alle 450 Mitarbeiter!

Inzwischen gibt es neue Pläne: erfreut zeigte sich die SPD-Fraktion in der BVV Tempelhof-Schöneberg über eine Mitteilung der Senatsverwaltung für Finanzen, nach der das Berliner Immobilienmanagement (BIM) nun die Ansiedlung von Polizeidienststellen im „Kathreiner-Hochhaus“ prüft.

Christoph Götz, Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion: „Wir begrüßen die Überlegungen zur Reaktivierung und Nutzung des Kathreiner-Hochhauses durch das Land ausdrücklich. Wir hoffen nun auf eine zügige Entscheidung sowie eine Sanierung des Baudenkmals und eine Stabilisierung der Straße insgesamt.

Götz teilte in der Presseerklärung zugleich einen kleinen Seitenhieb gegen den bündnisgrüne Baustadtrat aus:

„Zugleich bedauern wir die Einschätzung des zuständigen Stadtrats Jörn Oltmann (Grüne), dass aufgrund der Sicherheitsrelevanz soziale Nutzungen von Teilen des Gebäudes ausscheiden. Hier besteht am Standort ein besonderer Handlungsdruck, insbesondere weil die benachbarten Jugendeinrichtungen Potse und Drugstore durch steigende Mieten bedroht sind“.

Kommentar: Verwaltungsgebäude und möglicher Strukturwandel

Die Umwandlung des „Kathreiner Hochhaus“ in ein reines Verwaltungsgebäude der Berliner Polizei könnte auch für eine Belebung der Potsdamer Straße genutzt werden. Beratungsstellen und Kriminalprävention der Polizei haben regen Besucherverkehr. Auch eine Berufsinformation für Polizei und öffentlichen Dienst könnte an zentraler Stelle in Nähe des U-Bahnhof Kleistpark eine nachhaltige Strukturveränderung bewirken, die neuen finanziellen Spielraum schafft, um z.b. Jugendeinrichtungen weiter zu finanzieren.

m/s