Dienstag, 23. April 2024
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Mythos Tetzel: Bösewicht oder Sündenbock?

Jüterbog vor der Stadt

Das Reformationsjahr neigt sich dem Ende zu. Eine besondere Ausstellung in Jüterbog widmet sich der Geschichte um den Dominikanermönch Johann Tetzel, vom dem zahlreiche Legenden kursieren. Seine Ablasspredigten in der Flämingstadt Jüterbog gaben den letzten Anstoß zu Luthers Thesen. Bis heute haftet Tetzel das Image des geldgierigen Schurken an. Doch wie war es wirklich?

Die Sonderausstellung „Tetzel – Ablass – Fegefeuer“ in Jüterbog beleuchtet ab 8. September anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse die Vorgeschichte der Reformation. Zugleich feiert die Stadt ein mittelalterliches Altstadtfest mit Programm für Groß und Klein, inklusive „Mysterienspiel“ nach historischem Vorbild in der Nikolaikirche.

Vernissage der Sonderausstellung in Jüterbog

Die Ausstellung wird am Freitag, dem 8. September, um 14 Uhr im Jüterboger Kulturquartier Mönchenkloster von Brandenburgs Kulturministerin Dr. Martina Münch eröffnet. Einleitende Worte sprechen auch Pfarrer Dr. Bernd Krebs, Reformationsbeauftragter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, sowie Andreas Schulz, Vorstandsvorsitzender der Mittelbrandenburgischen Sparkasse als Förderer. Arne Raue, Jüterbogs Bürgermeister lädt herzlich in die Fläming-Stadt ein!

Die Sonderausstellung stellt anschaulich dar, was die damalige Ablasspraxis für die Menschen bedeutete, was Luther damals so in Zorn versetzte und wie Tetzel zum Sündenbock wurde. Der Ausstellungsteil im Mönchenkloster zeichnet Tetzels familiäre Herkunft und Werdegang ebenso nach wie den Beginn des Streits mit Luther. Zu den bemerkenswertesten Exponaten gehören originale Ablassbriefe aus dem 15. und 16. Jahrhundert sowie Tetzels 106 Gegenthesen.

Tetzel kommt!
Tetzel kommt! – Foto: Stadt Jüterbog, Stadtinformation

Aufklärung zum „Mythos“ Tetzel

In der Nikolaikirche, wo einst Johann Tetzel und Thomas Müntzer predigten, geht es um den „Mythos“ Tetzel, der bis heute gepflegt wird. Eindrucksvolle Exponate sind der legendäre „Tetzelkasten“ und der Fegefeuer-Altar aus der Cranach-Werkstatt.

Kapelle in Jüterbog
Kapelle in Jüterbog: Kapellenausmalung, Cranachaltar & Tetzelkasten – Foto: Jedrzej Marzecki

Altstadtfest „Tetzel kommt“ mit Mysterienspiel am 8. und 9. September

Ganz Jüterbog feiert anlässlich der Ausstellungseröffnung ein mittelalterliches Fest in der Altstadt, rund um den Marktplatz, mit historischem Markttreiben, Gauklervorführungen, Musik und Tanz, Puppenspiel und großer Feuershow. Beginn ist Freitag um 14 Uhr, Samstag ab 10 Uhr.

Am Samstag zieht vormittags der „Tetzelzug“ mit Edelleuten, Bauern und Bürgern von der Liebfrauenkirche zur Nikolaikirche, bevor „Tetzel“ seinen Ablasshandelsstand eröffnet, zum Predigtgottesdienst lädt, auf dem Marktplatz mit Thomas Müntzer disputiert und vieles mehr.
Höhepunkt des Programms an beiden Tagen sind die Mysterienspiele, jeweils um 19 Uhr in der Nikolaikirche.

Rund 60 Mitwirkende greifen unter der künstlerischen Leitung von Pfarrer Bernhard Gutsche eine Tradition aus der Zeit zwischen 1482 und 1562 auf. Damals waren geistliche Spiele unter Beteiligung örtlichen Berufsstände beliebt. Aufwendig und anschaulich bis hin zur Derbheit wurden biblische Motive und Legenden aufgeführt, die vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse erzählten.
Laiendarsteller erwecken nach diesem Vorbild am 8. und 9. September historische Stücke zum Leben. Weitere Aufführungen finden am 16. September sowie 7. Oktober statt.

Weitere Informationen:

www.jueterbog.eu

www.reiseregion-flaeming.de

Mythos Tetzel: Bösewicht oder Sündenbock?
Sonderausstellung „Tetzel – Ablass – Fegefeuer“

8. September – 26. November 2017
Geöffnet: Sonntag bis Donnerstag 10 – 18 Uhr, Freitag, Samstag 10 – 19 Uhr. Eintritt: 7 €, erm. 4 €-
Kulturquartier Mönchenkloster und in der Kirche St. Nikolai zu Jüterbog

Stadtinformation im Kulturquartier Mönchenkloster | Mönchenkirchplatz 4 | 14913 Jüterbog

m/s