Dienstag, 23. April 2024
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Wirtschaftsflächenkonzept für Tempelhof-Schöneberg

Wohnen am Lokschuppen 14

Auf Initiative der beiden Fraktion von SPD und Bündnis90/Die Grünen in Tempelhof-Schöneberg im Wirtschaftsausschuss, wurde 21.3.2018 die Erarbeitung eines Wirtschaftsflächenkonzepts für den Bezirk vom der BVV beschlossen. Ziel des Konzepts ist es, neben den bestehenden Konzepten für Wohnungsbau und soziale Infrastruktur auch Flächen für Gewerbe und Industrie zu ermitteln und zu sichern.

Mit der Forderung wird eine vorsichtige Korrektur der Stadtentwicklungspolitik vorgenommen, denn im laufenden Bauboom und aufgrund der Flächenkonkurrenz und Preisentwicklung werden auch Gewerberäume und Flächen knapp. Vor allem gibt es auch im Markt der Gewerbeflächen enorme Preissteigerungen, die viele Kleingewerbe, Freiberufler und vor allem Unternehmen der Kreativ- und Kulturwirtschaft, Dienstleister und Handwerk in Bedrängnis bringen.

Lars Rauchfuß, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bezirksfraktion sagte dazu: „Die wachsende Stadt braucht neben Wohnungsbau und sozialen Einrichtungen auch Flächen für die wirtschaftliche Entwicklung und künftige Ansiedlungen. Wir sichern damit für die Zukunft Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze für die Menschen im Bezirk.

Bisherige Mängel der Stadtentwicklungspolitik

Der bisher bestehende ‚Stadtentwicklungsplan Industrie und Gewerbe’ erfasst nur Grundstücke ab einer Größe von 3 ha. Rauchfuß sagte dazu: „Mit dem bezirklichen Konzept nehmen wir nun auch kleinere Flächen in den Blick, etwa auch für Handwerksbetriebe.“

Die bisherige funktionale Trennung zwischen Wohnen und Gewerbe im Städtebau und die Mietpreisentwicklung in verdichteten Zentren verhindern mögliche kreative und immobilienwirtschaftliche Lösungen, wie sie sich in den Gründerzeitvierteln Berlins über Jahrzehnte als „Berliner Mischung“ herausgebildet haben.

Wohnhäuser mit Läden im Erdgeschoss beleben Wohnquartiere. Gewerbe und Handwerk in Gewerbehöfen sorgen für kurze Wege zwischen Wohnort und Arbeitsplatz.

In Zeiten knapper Wohnungen kann man auch Überlegungen anstellen, auf Gewerbeflächen flexible Gebäude zu errichten, die sowohl als Loft, als Wohnung und Gewerbeetage nutzbar sind.

Auch eine „geschichtete Berliner Mischung“ ist denkbar, mit Kultur, Handel, Gewerbe und Handwerk im Erdgeschoß und Sozialstation, Dachkita und Praxen im ersten Obergeschoß, Sozialwohnen in Obergeschossen und Penthouse auf dem Dach.

Wie so etwas aussehen kann, ist in Schöneberg zu finden. Die markante rote Häuserzeile „Am Lokdepot 14“ der Architekten Architekten Nils Buschmann und Tom Friedrich von Robertneun zeigt eine Neuinterpretation der Berliner Gründerzeit-Architektur, die sehr anpassungsfähig und flexibel ist. Mehr Flexibilität bedeutet auch: in Gebieten mit Bestandsbauten lassen sich noch erhebliche „kreative Flächen-Reserven“ entdecken und wecken.

Liste der Flächenpotentiale im Bezirk Tempelhof-Schöneberg

Das Bezirksamt wird nun eine Liste der Flächenpotentiale erstellen und auswerten. Für die SPD-Fraktion in Bezirk ist damit ein wichtiges Anliegen angeschoben worden. Lars Rauchfuß sagte dazu weiter: „Ich danke Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler und ihrer Wirtschaftsförderung, dass sie im Ausschuss bereits ihre Unterstützung für ein solches Konzept ausdrücklich erklärt haben. Gemeinsam sichern wir so Flächen für Gewerbe und bringen den Bezirk auch als starken Wirtschaftsstandort weiter voran.“

Unterstützung durch Architekten, Bauwirtschaft und Immobilieneigentümer

Die Initiative der Bezirkspolitik sollte auch ein Echo in der Wirtschaft und Bauwirtschaft finden. Es ist eine Chance, Baulücken und unbeachtete Flächenpotentiale zu mobilisieren. Große Handelskonzerne wie ALDI und Lidl sind schon dabei, ihre Discounter-Standorte zu überplanen.
Auch Barrierefreiheit und Fahrstühle werden immer wichtiger, weil sich ein gewaltiger Bedarf in den Obergeschossen aufbaut – denn Mieter werden immer älter.

Gleichzeitig können qualitative Verbesserungen im Stadtbild, an Ladenfronten und höherwertige Nutzungen geplant werden. Ladenteilungen und die Bildung von neuen Teileigentums-Flächen können zudem völlig neue Impulse setzen, und auch neue Gründungsaktivitäten fördern.