Freitag, 02. Mai 2025
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Mauer-Radweg: Birken mit Rapsfeld

Birken mit Rapsfeld

Von Michael Springer

Der Raps blüht wieder am Mauer-Radweg in Marienfelde. Zusammen mit aufblühenden Birken ergeben sich traumhafte Bilder.

Landauf landab prägen im Frühjahr die leuchtend gelben Blüten des Winterrapses die Felder. Nicht nur in Deutschland, auch in weiten Teilen Europas und der Welt blühen nun Rapspflanzen. Was viele nicht wissen: Der weltweite Erfolg dieser Kulturpflanze ist eng mit der Arbeit deutscher Pflanzenzüchter verknüpft.
Raps (Brassica napus) ist eine Kulturpflanze aus der Gattung der Kohlpflanzen und zählt zur Familie der Kreuzblütengewächse.

Systematische Züchtung seit Kaiser Wilhelms Zeiten

Die systematische Züchtung von Raps begann in Deutschland 1897 mit dem Agronomen Hans Lembke auf der Insel Poel in der Wismarer Bucht Sein Fokus lag auf der Verbesserung der Winterhärte und der Steigerung des Samenertrags. 1911 führte er die erste Zuchtsorte „Lembkes Winterraps“ ein, die sich durch besondere Robustheit auszeichnete.
Vor allem Margarine wurde aus heimischem Rapsöl hergestellt. Als Speiseöl war es nur bedingt tauglich, als Futtermittel ungeeignet. So blieb Rapsöl hauptsächlich auf die Verwertung technischer Öle beschränkt (Brennstoff für Öllampen, Schmiermittel für (Dampf-)Maschinen, Grundstoff für die Seifenherstellung).

Bis im die 1970er Jahren konnte man Raps kaum als Lebens- und Futtermittel verwenden, denn er enthielt erhebliche Mengen der einfach ungesättigten Erucasäure und an Glucosinolaten. Diese Bestandteile sorgten für Mensch und Tier Gesundheitsprobleme. Ziel der Pflanzenzüchtung war es, diese beiden Bestandteile im Raps zu beseitigen, um Rapsöl als Lebensmittel nutzbar zu machen.

Ein großer Meilenstein war die Entwicklung der sogenannten 00-Rapssorten in den 1980er Jahren. Diese Sorten sind arm an Erucasäure und Glucosinolaten, was die Nutzung von Rapsöl für Lebensmittel und die Verwertung des Presskuchens als hochwertiges Tierfutter ermöglichte. Livio war das erste kommerziell vertriebene Raps-Speiseöl in (West-)Deutschland.

Ein herausragender Akteur in diesem Prozess war Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Röbbelen, der im August 2024 im Alter von 95 Jahren verstarb. Als Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Göttingen initiierte er 1966 den „Göttinger Arbeitskreis Raps“, der die Entwicklung von Raps zu einer global erfolgreichen Kultur maßgeblich ins Rollen brachte.

Winterraps zweitwichtigste Ölpflanze der Welt

Heute ist Winterraps nach Soja die zweitwichtigste Ölpflanze weltweit. Die kontinuierliche Arbeit deutscher Züchter hat dazu beigetragen, dass Raps nicht nur in Europa, sondern auch in Ländern wie Kanada, China und Australien erfolgreich angebaut wird. Die Entwicklung von Hybridsorten, die Züchtung von Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlinge sowie die für die Pflanzenzüchtung herausfordernde Anpassung an sich ändernde Klimabedingungen sind Ergebnisse jahrzehntelanger Forschung und Entwicklung.
Für die Ernte 2025 wurde laut Statistischem Bundesamt bundesweit auf rund 1,11 Millionen Hektar Winterraps ausgesät – das sind 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit bleibt Raps eine der wichtigsten Kulturen im deutschen Ackerbau.

Die Blütezeit des Winterrapses dauert – je nach Region und Witterung – bis zu vier Wochen. Sie verwandelt nicht nur die Landschaft, sondern ist auch ein Gewinn für die Artenvielfalt: Raps zählt zu den wichtigsten Nektarquellen für Honigbienen in Mitteleuropa.

Weitere Informationen:

Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. — www.ufop.de

m/s