Donnerstag, 06. Februar 2025
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Bücherhalle: ein Fenster zu den deutschen Gedanken in der Vergangenheit

Bücherhalle - Antiquariat

Von Hany Selmi

Die Bücherhalle in der Hauptstraße 154 war für mich als Bewohner von Schöneberg ein tolles Fenster zu den deutschen Gedanken in der Vergangenheit. Und dazu eine ausgezeichnete Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Zeit der neuen Medien. Jedes Mal, wenn ich an dieser Halle vorbeikam, stand ich ca. 20 Minuten, um die Buchtitel im Schaufenster der Antikhalle zu lesen.

Dadurch habe ich einen sehr tollen Eindruck davon gewonnen, wie die Deutschen als Volk der Denker diese Bezeichnung wirklich verdient haben. Leider ist diese Halle inzwischen geschlossen.

Ich betrachte es als ein Auslöschen einer wichtigen Quelle zu den tollen Denkern Deutschlands und als Brechung einer wichtigen Verbindung zur Vergangenheit und zur modernen Zeit. Durch die Schaufenster dieser Halle habe ich eine Reise in die Vergangenheit gemacht, von den Merowingern, Karolingern, den Ottonen, dem Heiligen Römischen Reich, den Hohenzollern, der Französischen Revolution, den Befreiungskriegen gegen Napoleon, Otto von Bismarck und der Gründung des zweiten Deutschen Reiches im Schloss Versailles, dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, der Entstehung der Berliner Mauer und dem Fall der Berliner Mauer sowie dem Ostblock usw.

Diese Vielfalt gilt auch im Bereich Wissenschaft, Kultur und Kunst. — Ich habe Wissen über die ganze Welt, von Norden bis Süden und von Osten bis Westen, erlangt. Die Deutschen haben darüber sehr tolle Werke geschrieben. Dies und mehr habe ich durch dieses Schaufenster gelernt.

Heute ist es Zeit, etwas zum Erhalt zu tun: „Man könnte diese Halle für Bürger als Lesestube und gleichzeitig als Verkaufsstelle für alte Bücher nutzen! — Wir müssen etwas tun, um diese tolle Verbindung zwischen den Bürgern und den deutschen Denkern zwischen der Vergangenheit und der Moderne zu erhalten!“
Die Internetseite der Bücherhalle ist noch online: www.buecherhalle-berlin.de . Rechts neben dem Schaufenster prangte ein schwarzes Banner mit einer zeitlosen Aufforderung: „DU sollst mehr lesen.“

Dr. Hani Selmi ist Lebensmittelchemiker und schreibt als interessierter Weltbürger


Zeitläufte, Corona & Kulturwandel führten zur Schließung

Von Michael Springer

Die Bücherhalle wurde Opfer der Zeitläufte und der Corona-Zeit. Zum Kundenstamm des Antiquariats zählten vor allem Autoren, Drehbuch- und Theaterautoren und literaturkundige Menschen aus kreativen Berufen. Das Konzert des Sahara by Ajam Quartet am 7.9.2021 fing die Stimmung eines Abends in diesem Kulturort besonders ein. Viele Bücherkunden verloren während der Corona-Zeit ihren Lebensunterhalt und mussten ihre Buchkäufe einstellen. Manche wissenschaftliche Arbeit und manches Kulturprojekt wurden ausgebremst. Der Kulturwandel in der Hauptstraße tat ein Übriges und verdrängte das bisherige intellektuelle Publikum und die Kaffeehausbesucher.
Wer die alte Internetseite besucht, findet noch einen virtuellen Rundgang durch die Bücherhalle. Peter Schwarz musste den Laden aufgeben, obwohl ein freundlicher Vermieter Mietnachlass anbot. Der Laden wurde ausgeräumt. 200 Meter Bücherregal wurden verkauft und weiter verwertet. Mitarbeitende und der langjährige GbR-Partner schieden aus Altersgründen aus. Das 1977 gegründete Antiquariat überlebt heute als reines Online-Geschäft in Moabit: www.antiquariatschwarz-berlin.de — mit einem weltweiten Kundenstamm.