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Erik Flügge: Nicht heulen, sondern handeln

Erik Flügge: Nicht heulen, sondern handeln

Rechtzeitig vor Ostern und vor dem Evangelischen Kirchentag 2019 erschien das neue provozierende Buch von Erich Flügge, in dem er die Evangelische Kirche zu Reformen aufruft: „Nicht heulen, sondern handeln – Thesen für einen mutigen Protestantismus der Zukunft.“ Flügge ist Katholik und hat bisher die katholische Kirche provoziert. Nun nimmt er sich den Protestantismus in Deutschland vor – strukturell, personell und kulturell.

Flügge macht es auch an der Form fest: »Verzweifelt blicke ich auf den Protestantismus unserer Zeit. Stets schreitet ein angegrauter Herr zu seinem Rednderpult, räuspert sich und liest dann wohlgeformte und wohlfeile Worte vor. Keine Tiraden, kein Zorn, kein Feuer. Schlicht eine zu Tode reflektierte Theologie. Ich frage mich, ob die Prediger und Predigerinnen der Protestanten – oder wie wir es heute besser nennen sollten: der Differenzierer – mehr die Lust auf das Amt des Bundespräsidenten umtreibt, als die Freude am Reich Gottes«.

Die Reformation ist tot – es lebe die Reformation!

Flügge schreibt den Prostestanten drei Forderungen ins Stammbuch, die noch bis zum Kirchentag heftige Diskussionen auslösen werden:

1. Der protestantische Gottesdienst wird nicht mehr lebendig!
Die Idee des Protestantismus war immer, eine direkte Gott-Mensch-Beziehung zu ermöglichen. Dieses Ziel ist erreicht. Den Gottesdienst nicht mehr jeden Sonntag zu wiederholen, könnte Kräfte freisetzen, lieber seltener etwas Besseres anzubieten.

2. Die Bibel muss fortgeschrieben werden!
Der Protestantismus hat sich fest an die Bibel geklammert. Der Text von damals wird seine Autorität nicht zurückgewinnen. Deshalb muss der Protestantismus lernen, neue Texte zu kanonisieren. Warum sollte sich Gott heute nicht mehr offenbaren?

3. Es braucht eine neue Reformatorin oder einen neuen Reformator!
Der Protestantismus braucht an seiner Spitze neben der synodalen Struktur (mit Entscheidungsmacht!) eine Person mit der Kraft des Wortes, aber im Gegensatz zum Papst ganz ohne institutionelle Macht.

Die protestantische Kirche muss sich wieder neu erfinden – so wie vor 500 Jahren. Die Menschen sind nach wie vor religiös – nur nicht mehr in der altgepflegten Form. Keine zu Tode reflektierte Theologie, keine andächtigen Zitate, keine harmoniesüchtige Differenzierung. Davon gibt es in der evangelischen Kirche schon genug. Woran es hingegen fehlt: Widerspruch. Mut. Orientierung.

Erik Flügge blickt als katholischer Outsider auf die evangelische Kirche und legt den Finger in die Wunde – für den guten Zweck. Denn Potenzial ist doch vorhanden! Beginnen wir also von vorne. Beginnen wir damit, die Denkkorsette zu sprengen. Beginnen wir mit der inneren Anarchie. Luther hätte seine Freude gehabt!
Das Buch ist vor allem auch eine Leseempfehlung für alle Pfarrerinnen und Pfarrer!

Über den Autor
Erik Flügge, geboren 1986, ist Geschäftsführer der Squirrel & Nuts Gesellschaft für strategische Beratung. Er ist politischer Stratege, Dozent und Experte für Beteiligungsprozesse. Flügge berät Spitzenpolitiker und Parteien bei der Kommunikation und viele Städte und Gemeinden bei der Entwicklung von Partizipationsprojekten.
Vor seiner Tätigkeit als Berater war er in der katholischen Bildungsarbeit tätig. Sein Interesse gilt weiterhin der Theologie – dies wird auch in seinem Blog deutlich.

Literaturhinweis:

Erik Flügge: Nicht heulen, sondern handeln

Erik Flügge
Nicht heulen, sondern handeln

Thesen für einen mutigen Protestantismus der Zukunft
Kösel, Paperback , Klappenbroschur,
96 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-466-37238-6
€ 12,00