Donnerstag, 25. April 2024
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Bundesweiter Warntag mit Fehlschlag

Sirene

Es war alles schön geplant: Heute pünktlich um 11 Uhr sollten Bund, Länder und Kommunen erstmals seit der Wiedervereinigung einen bundesweiten Probealarm auslösen. Dabei werden alle vorhandenen Warnmittel eingebunden, wie beispielsweise Warn-Apps, Radio, Fernsehen, digitale Webetafeln oder auch Sirenen und Lautsprecherwagen. Eine Entwarnung wird um 11:20 Uhr übermittelt.

Doch der Plan ging schief!

Die Tempelhof Schöneberg Zeitung hat auch am bundesweiten Warnag teilgenommen: die App Katwarn ist mit ihrem Twitter-Account mit der Zeitung in der Sidebar verlinkt.
Doch einiges ging beim Warntag schief: Die App funktionierte zwar aus Betreibersicht problemlos. Aber – die „wichtige, zentrale Meldung des Bundes, welche aus dem MoWaS-System des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) erfolgt, wurde erst um 11.30 Uhr an Katwarn übergeben.
Das sagte Arno Vetter, Geschäftsführer des Katwarn-Betreibers CombiRisk. Danach sei die Warnung innerhalb weniger Sekunden an die App-Nutzer zugestellt worden.

Eine Verzögerung führte bundesweit zu einem Schwall eigener Meldungen in den angeschlossenen regionalen Leitstellen.

Modulares Warnsystem das Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) - Grafik BBK
Modulares Warnsystem das Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) – Grafik BBK

Auch in der Warn-App Biwapp, die nicht ans MoWaS angeschlossen ist sondern mit 60 Landkreisen zusammenarbeitet, führte eine Flut von Meldungen aus den regionalen Leitstellen zu massiven Problemen.

„Der mit dem BBK abgesprochene Ablauf ist nicht eingehalten worden“, erklärte Frank Dalock, Geschäftsführer der Agentur Marktplatz, die Biwapp betreibt, gegenüber BILD. „Statt einer Meldung vom BBK um 11 Uhr erhielten wir tatsächlich 52 Meldungen, die dann an mehrere hunderttausend Nutzer verschickt werden mussten.“
Das Problem wird noch viel Ärger verursachen: es nennt sich Latenz und bezeichnet die Verzögerung zwischen der Eingabe in ein System und der erwünschten Ausgabe in einem Meldesystem.

Das vom BBK entwickelte MoWaS-System hat offenbar nicht richtig funktioniert, und ist dann durch menschliche Eingriffe überlastet worden. Das Bundesinnenministerium stuft den Warntag inzwischen selbst als Fehlschlag ein. Im BBK begibt man sich nun auf Fehlersuche und muss das ambitionierte und höchst komplexe System überarbeiten. Die Warn-App NINA des BBK hat ebenfalls erst verzögert funktioniert.

Die Tempelhof-Schöneberg Zeitung könnte Warnmeldungen wie jede digitale Zeitung über offene Webanwendungen und API´s schalten und hatte bereits 2017 eine Anfrage gestartet, die Apps entsprechend zu öffnen. Immerhin: KATWARN hat seitdem eine Twitter-Schnittstelle. Die NINA-App ist dagegen bisher ein reines App-System.

Die Grunderkenntnis muss sich erst noch durchsetzen: Warnungen sind erst dann effektiv, wenn die Empfängerin oder der Empfänger die Signale richtig einordnen und empfehlungsgemäß handeln kann.
Allgemeinöffentlich zugängliche digitale Zeitungen sind daher bestens geeignet, geolokalisierbare Informationen zu übermitteln. Ein direkter Satelliten-Link zum MoWaS wäre sogar im Anzeigensystem anzeigio integrierbar.

Allerdings: ohne eine nachhaltige Finanzierung ist es nicht umsetzbar.