Kleine stationäre Einzelhändler büßen immer mehr Handelsvolumen ein. Nach Branchenumfrage des Handelsverbands Deutschland wird mehrheitlich für 2018 mehrheitlich mit einem Umsatzrückgang gerechnet. Der Online-Handel boomt dagegen. Vor allem aber kommt weltweit die „Subsciption-Economy“ in Fahrt, das Geschäft mit Abo-Kunden, die fest mit eCommerce-Plattformen verbunden sind.
Marktführer und weltweiter Technologie-Führer ist Amazon. Erstmals kann der Konzern 100 Millionen Premium-Abonnenten zum Kundenstamm zählen.
Insgesamt gute Konsumstimmung in Deutschland
Die gute bis ausgelassene Konsumstimmung in Deutschland beschert dem Online-Handel und vielen großen Einzelhändlern gute bis sehr gute Geschäfte. Kleinere Läden geraten dagegen immer mehr unter Druck. Die aktuellen Branchenumfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) zeigt deutlich auf: „Zwischen kleinen und großen Handelsunternehmen geht die Schere auseinander“, klagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth bei der Vorstellung der Studie in Düsseldorf.
Die Lage im deutschen Einzelhandel insgesamt ist nicht schlecht. Genth rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzwachstum von zwei Prozent. Inflationsbereinigt bleibt unter dem Strich voraussichtlich ein kleines Plus von 0,5 Prozent. Das Wachstum wird aber höchst ungleich verteilt. Der Online-Handel wird nach den Prognosen des HDE einmal mehr ein erwartetes Umsatzplus von rund 10 Prozent erzielen.
Für den stationären Handel mit seinen rund 450.000 Geschäften rechnet der HDE dagegen lediglich mit einem Wachstum von 1,2 Prozent. Bereinigt um die Preissteigerung erwartet der HE trotz der guten Konsumstimmung sogar einen leichten Umsatzrückgang.
Kleine Händler besonders betroffen
Kleinere Händler mit weniger als fünf Beschäftigten rechnen nach der HDE-Umfrage in diesem Jahr mehrheitlich mit einem Umsatzrückgang. Für die Geschäftsstraßen und das Stadtbild spielen die kleinen Händler jedoch nach wie vor eine große Rolle: Sie stehen zwar nur für 10 Prozent des Umsatzes, aber für 54 Prozent der Standorte.
Deutlich optimistischer blicken größere Händler mit mehr als 100 Beschäftigten in die Zukunft. Mehr als zwei Drittel von ihnen erwarten in diesem Jahr ein Umsatzplus. Überdurchschnittlich zuversichtlich zeigten sich in der Umfrage Händler, die stationäres Geschäft und Online-Handel kombinieren und damit am E-Commerce-Boom partizipieren.
Was die HDE-Studie nicht abbildet
Die Umfrage des HDE ist eine Momentaufnahme und ein Stimmungsbild. Mieten-Entwicklung und Standort-Dynamiken in Geschäftsstra0en sind in der Umfrage nicht berücksichtigt. Der Online-Handel sorgt auch für neue Dynamik und Chancen für kleine Händler und Dienstleister, die sich aus Randlagen in (noch) mietgünstige Geschäfte in den Haupt-Einkaufsstraßen hinein bewegen.
Am Tempelhofer Damm kommt sogar einen neue Dynamik in Gang, die vor allem von türkischen Dienstleistern und kleinen Händlern angetrieben wird. Die Neueröffnung eines Eiscafés eines internationalen Filialisten wird ab Mai vor allem in Alt-Tempelhof eine starke Belebung der Geschäftsstraße bewirken.
Chancen im Geschäftsstraßen-Marketing besser nutzen
Vor allem bestehen noch große Chancen im Geschäftsstraßen-Marketing, wenn es gelingt, Stadtmarketing und Imagewerbung besser zu nutzen. Auch die Kundenfrequentierung kann durch mehr „Angebote & Einladungen“ verbessert werden. Die große Komkurrenz Amazon ist für seine digitalen Kunden 365 Tage rund um die Uhr ansprechbar. Klassisches und von Gewerbevereinen betríebenes Geschäftsstraßen-Management ist dagegen chancenlos, weil Marketingaktivitäten nicht kontinuierlich ausgerichtet sind. Jahresfeste und eine Weihnachtsbeleuchtung sorgen zwar zeitweise für Stimmung und Zusammenhalt. Mehrumsatz ist aber nur mit intensivierten und gezielten Marketing an 365 Tagen zu holen.