Aus aktuellen Anlaß hat Bezirksstadträtin Christiane Heiß eine „Bürgerinformation zu Wildschweinen in Marienfelde und Lichtenrade“ am 14.03.2017 herausgegeben.
„In den südlichen Stadtrandbereichen vom Bezirk Tempelhof-Schöneberg – insbesondere im Freizeitpark Marienfelde und weiträumiger Umgebung – ist seit einiger Zeit ein vermehrtes Aufkommen von Wildschweinen zu beobachten.
Die berlinweite Zunahme an Schwarzwild zeigt sich besonders in den Außenbezirken und steht in engem Zusammenhang mit dem üppigen Futterangebot, u. a. auch gefördert durch die Intensivierung der angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen mit Mais- und Rapsanbau in Brandenburg und den milden Wintern.
Das vermehrte Aufkommen des Schwarzwilds hat nicht nur zu enormen, nicht mehr vertretbaren Schäden in den Grünanlagen einschließlich wertvoller naturnaher Bereiche geführt, sondern kann insbesondere in der Dämmerungs- und Nachtzeit zu unerwarteten Begegnungen zwischen Menschen und Wildtieren führen. Die „Schwarzkittel“ meiden arttypisch den direkten Kontakt mit dem Menschen. In der „Frischlings-Zeit“ kann es ab ca. Februar jedoch in Einzelfällen zu aggressivem Verhalten der Muttertiere (Bachen) kommen.“
Wildschweine sind sehr anpassungsfähig
Das Wildschwein (Sus scrofa) ist sehr anpassungsfähig und hat sich in Berlin die stadtnahen Wälder als Lebensraum erobert. Immer wieder dringen Wildschweine heute auch in die Vorstädte ein. Mitunter führt ihr Weg bis in die Innenstadt. Im Mai 2003 wurden zu Letzt zwei Wildschweine erschossen, die auf dem Alexanderplatz aufgetaucht waren.
Ein besonders aggressiver Keiler griff im Januar 2017 Spaziergänger im Volkspark Rehberge an, und wurde nach wilder Verfolgungsjagd von Polizisten mit 18 Schüssen aus Maschinenpistolen erlegt.
Der Bestand an Wildschweinen rund um Berlin wird mittlerweile auf rund 10.000 Tiere geschätzt. Im unmittelbaren Stadtgebiet fühlen sich nach Schätzungen der Berliner Forstverwaltung rund 4000 Tiere wohl.
Sie dringen in die Gärten und Parks ein und richten dort z. T. beträchtliche Schäden an. Sie durchstöbern auch Mülltonnen nach Essensresten. Die intelligenten Tiere registrieren sehr schnell, dass ihnen in Wohngebieten keine Bejagung droht, und werden gelegentlich sogar tagaktiv. So sind in einigen Berliner Stadtparks am helllichten Tag spielende Jungtiere zu beobachten. Der Berliner Senat hat ein strenges Fütterverbot erlassen, um zu verhindern, dass noch mehr Wildschweine in die Stadt gelockt werden.
Bundesweit werden Wildschwein bejagt. Jäger haben in Deutschland in der Jagdsaison (2014/2015) über 520.000 Wildschweine erlegt.
Vorsicht bei Begegnungen mit Wildschweinen
Der Fachbereich Grünflächen des Bezirksamt Tempelhof Schöneberg bittet darum folgende Verhaltensregeln zu beachten:
– Bei Begegnungen: Ruhe bewahren, Abstand halten, im Zweifel zurückgehen.
– Die Leinenpflicht für Hunde in den bezirklichen Wald-, Park- und Grünflächen ist strikt zu beachten.
– Ausnahmslos gilt ein Fütterungsverbot für alle Wildtiere.
Konflikte zwischen Hund und Wildschwein können durch Einhaltung der Leinenpflicht vermieden werden. Aktives Füttern, aber auch die illegale Entsorgung von Gartenabfällen, ist der Grund dafür, dass die Tiere die menschliche Nähe aufsuchen.
Vor allem Gartenfreunde und Kleingärtner am Stadtrand sollten die Entsorgung in Grünabfällen geordnet vornehmen, denn Wildschwein suchen nach Regenwürmern, frischen Wurzelkeimen und Engerlingen . Als Allesfresser bevorzugen sie kompostierende Haufen und lockeren Mutterboden und grüne Grasnarben.
Maßnahmen zum Wildmonitoring
In den betreffenden Ortsteilen hat ein konzentriertes Wildmonitoring begonnen, um die Wildbestände und Bewegungsradien zu dokumentieren und um gegebenenfalls Steuerungsmaßnahmen einzuleiten. Hinweise zum Wildvorkommen aus der Bevölkerung sind willkommen und werden mit NaturRanger Herrn Lindner ( Tel: 0170 56 55 112) entgegen genommen.
Weitere Informationen:
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz – Wildtiere im Stadtgebiet
Bezirkamt Tempelhof-Schöneberg Pressemitteilung Nr. 109 vom 14.03.2017