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Der Tag des Friedhofs am 19. September wird gentrifiziert!

19. September 2021 - „Tag des Friedhofs“

Von Michael Springer

Am kommenden Wochenende wird am 19. September 2021 der „Tag des Friedhofs“ begangen.

Die Idee für diesem Jahrestag geht auf Konzept des Bund deutscher Friedhofsgärtner im Zentralverband Gartenbau e.V. im Jahr 2000 zurück:

„Der Tag des Friedhofs ist eine Chance für alle Friedhofsgärtner, Öffentlichkeitsarbeit für ihre eigene Arbeit zu machen. Wenn die Erfahrung zeigt, dass diese Veranstaltung doch nur wenige Besucher auf den Friedhof lockt, sollte die Flinte nicht gleich ins Korn geworfen werden. Auch können Aktionen zum Tag des Friedhofs direkt im Stadtzentrum durchgeführt werden. Hier erreicht man in jedem Fall Aufmerksamkeit. Viele gute Beispiele finden sich in dem Beratungsordner des BdF zum Tag des Friedhofs – niemand muss bei Null anfangen! Und es muss auch keine Ganztagesveranstaltung sein. Eine Lesung in der Friedhofskapelle oder eine Friedhofsführung wären für den Anfang völlig ausreichend. Probieren Sie es aus. Sie werden sehen, es lohnt sich.“, sagte Uwe Stapelmann, von der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Niedersachen/Sachsen-Anhalt im Jahr 2020.

Im selben Jahr 2021 hat die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz das Thema für sich entdeckt, und strategisch mit Vorfeldmaßnahmen zur Gentrifizierung begonnen. Schon lange sind Friedhöfe als Orte der Stille und Einsamkeit im Blick der Stadtplanung in der wachsenden und sich immer weiter verdichtenden Metropole Berlin.

Aktuell lädt die Senatsverwaltung nun selbst ein:

„Berlins Friedhöfe sind nicht nur urbane Begräbnisstätten, sondern auch Oasen der Stadtnatur, der Ruhe und der kontemplativen Erholung. Am kommenden Sonntag, dem diesjährigen Tag des Friedhofs, werden sie zugleich zu Stätten der Kultur: Am 19. September finden auf mehreren Friedhöfen der Stadt Konzerte, Ausstellungen und Führungen (etwa unter kulturhistorischen oder naturkundlichen Aspekten) statt. Darüber hinaus werden Informationen zu Bestattungsmöglichkeiten angeboten.“

Auf der Internetseite des Bund deutscher Friedhofsgärtner im Zentralverband Gartenbau e V. ist weder auf der Startseite noch auf der Presseseite eine aktuelle Meldung zu finden.

Ob man einbezogen wurde, oder verärgert ist, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Eine Anfrage wurde nicht beantwortet.

In jedem Fall gibt es nun einen klaren Zugriff auf die Friedhöfe: „Um auf die vielfältige Bedeutung der Friedhöfe aufmerksam zu machen, hat die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in diesem Jahr die Kampagne „Mein Kiez. Mein Friedhof.“ gestartet.


Berliner Friedhofsentwicklungsplanung
Stadtplanerisch sind die Berliner Friedhöfe schon lange eine Flächenressource: 221 im Berliner Stadtgebiet verteilte geöffneten und geschlossenen Fried- und Kirchhöfen mit einer Gesamtfläche von etwa 1147 Hektar wecken auch städtebauliche und touristische Ambitionen. — 79 Friedhöfe sind in der Denkmalliste Berlins als Gartendenkmale eingetragen.
In der seit 2006 verfolgten Friedhofsentwicklungsplanung ist auch die Aufgabe zahlreicher Friedhöfe im Berliner Stadtgebiet vorgesehen. Der Der Senat hat den Bericht zum Stand der Umsetzung des Friedhofsentwicklungsplans (FEP) 2006 zuletzt am 18. November 2014 beschlossen.

Geschäftsfelder Stadt.Raum.Kirche
Als strategischer Projektentwickler kümmert sich auch längst STATTBAU um das Geschäftsfeld „Friedhof“ und definiert die stillen individuellen Orte des Gedenkens und der Erinnerung fleissig um: „Kirchen und Friedhöfe sind besondere Orte in unserer Stadt. — Sie sind Stätten der Besinnung, der Erinnerung, der Ermutigung und der Begegnung. Jede von ihnen hat ihre eigene Geschichte und ist Teil unserer Kultur, ob mitten im Zentrum gelegen, am Stadtrand oder verborgen in den Quartieren.“

So ist der einzigartige jüdische Friedhof in Weißensee schon lange Teil touristischer Vermarktung und Ziel vieler auch unangemeldeter Besucher und Besuchergruppen. Das Hinweisschild mit dem Fotografierverbot am Eingang wird übersehen, die jüdische Respektkultur für die Toten wird täglich mit Selfie-Shootings und szenischer Fotografie mißachtet. Manche Grabstätte wird dabei betreten, um die Kameraeinstellungen und Bildwinkel zu optimieren.

Weltverbesserung und Gentrifizierung
Im „Geschäftsfeld Friedhof“ ist auch schon eine Utopie verwirklicht: Die alte demokratische Gewaltenteilung und das Trennungsgebot für Planung und Ausführung sind aufgehoben. „Wer plant soll nicht bauen“ – das war gestern!

Es geht um Weltverbesserung – es folgen Originalzitate:

„An diesen Orten entsteht Raum für Neues!

STATTBAU arbeitet zu den entstehenden Herausforderungen und Chancen auf vielfältige Weise:

  • Wir entwickeln und realisieren gemeinsam mit Ihnen schöne, Mut machende und zukunftsweisende Nutzungskonzepte für Kirchen und Friedhöfe.
  • Wir organisieren Zwischennutzungsprojekte im Umbruchprozess.
  • Wir holen alle an einen Tisch und helfen bei der Verständigung.
  • Wir gestalten den öffentlichen Dialog.
  • Wir geben Wissen gerne weiter: mit Ausstellungen, Broschüren, Tagungen, Reisen und Führungen.
  • Wir arbeiten bundesweit mit einem Schwerpunkt in Berlin und Kontakten in die ganze Welt!“

Welches Potential und welche Chance darin liegt, hat natürlich Senatorin Günther (Bündnis 90/Grüne) längst erkannt: das Internetangebot mit der „enteignungs- und umeignungsfreundlichen Formulierung“ „Mein Kiez. Mein Friedhof“ wird direktiv von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz verantwortet – und von der STATTBAU Stadtentwicklungsgesellschaft mbH, Hermannstraße 182 in 12049 Berlin-Neukölln betreut.

Das Parteien-Audit: wie verfassungskonform, rechtskonform und zukunftssicher sind Parteien in Deutschland aufgestellt? - Foto: Pixabay
Das Parteien-Audit: wie verfassungskonform, rechtskonform und zukunftssicher sind Parteien in Deutschland aufgestellt? – Foto: Pixabay



Eingriff in die Presse- und Medienfreiheit
Weder den Berliner Parteien, noch der in zentraler Verantwortung stehenden Senatskanzlei und dem Regierenden Bürgermeister, noch der Stadtöffentlichkeit ist die Interessenkollision bisher bewußt geworden — vielleicht nimmt man sie auch absichtlich in Kauf.

Das Konzept der bündnisgrünen „Partizipation“ bekommt nun apodiktische Bedeutung und Gesicht: „Wir gestalten den öffentlichen Dialog.“

Durch Beherrschung der Öffentlichkeitsarbeit im „Geschäftsfeld Friedhof“ setzt die Senatsverwaltung nicht nur die kulturtragenden Akteure in christlichen Glaubensgemeinschaften, Kirchengemeinden, Trauernde und Familienangehörige und alle am Bestattungswesen wirtschaftlich Beteiligten unter Druck. Sogar die Kulturfreiheit der Kirchengemeinden wird hier auf Basis wirtschaftlicher Langfristinteressen beschränkt.

Mittelbar kann sich auch Lokalpresse sich an dem Thema nicht mehr entfalten und finanzieren. — Die Folge: so wird unterschiedslos allen Gedenkthemen, allen von Gedenktagen, jüdischer Geschichte und Kulturgeschichte geprägten Themen der wirtschaftliche Boden völlig entzogen. — Dies muss auch auf Kulturämter und Museen rückwirken.

Kulturell betroffene Kirchengemeinden und wirtschaftliche betroffene Akteure im Bestattungswesen sollten die eigenen Interessen wahrnehmen, und selbst eigene Aktivitäten entfalten. Die Geschäftsführung des Bund deutscher Friedhofsgärtner im Zentralverband Gartenbau e. V. sollte selbst ihre Urheberrechte klären und gegen die dreiste und unabgestimmte Vereinnahmung juristisch vorgehen — statt nur still die Fäuste zu ballen!

Im Hinblick auf elementare Grundrechte und Verfassungsrechte fallen die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und bündnisgrüne Senatorin Regine Günther in diesen Fall durch!


Einfach.SmartCity.Machen: Berlin! — Die „Strategie der rechtskonformen Digitalisierung“ erfordert konsequente Beobachtung der realen und realwirtschaftlichem Verhältnisse – und die Beanstandung von Fehlentwicklungen.
Wenn sich eine Landesregierung nicht selbst an Verfassungsgrundsätze und demokratische Spielregeln hält, gibt es „Re-Bound-Effekte“ die z.B. zu in einer defensiven Presseberichterstattung, zu Beschränkungen im thematischen und redaktionellen Angebot und zum Entzug von Redaktions-Einsatzstunden und digitalen Marktvorteilen führen.


„Cursum nullius cuius quam causa tardamus – Wir ändern unseren Kurs aus gar keinem Grunde.“Wir nehmen uns die Freiheit, die Verfassungsordnung, Wirtschaftsverfassung, EU-Recht und UN-Völkerrecht und UN-Kultur des Friedens mit kreativen und humanen Innovationen rechtskonform, mitfühlend und zukunftsoffen zu gestalten!

Kontakt: info@anzeigio.de