Samstag, 20. April 2024
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Schulbauoffensive Berlin — wo explodieren die Kosten?

Schulbauoffensive Berlin

Die Schulbauoffensive Berlin ist ein Mega-Projekt, das die Kosten des Großflughafen BER künftig in den Schatten stellen wird.
Der Berliner Senat hatte noch beim Start 2018 versprochen, durch die Finanzierung des Schulbauprogramms im Privatrecht würden die Kosten für den Landeshaushalt beim Schulbau und der Sanierung nur moderat steigen.
Inzwischen sind die Kosten jedoch auf allen Ebenen explodiert: in Berlin wird ein Trend sichtbar, wonach die Kosten je Schulplatz im Neubau mehr als doppelt so hoch abgerechnet werden, wie sonst im Bundesdurchschnitt üblich sind: mehr als 100.000 Euro, statt rund 48.000 Euro.

Bei Schulsanierungen gibt es ähnliche Entwicklungen, wobei jedoch auch schwierige Rahmenbedingungen wie Gebäudealter und Zustand, Auswirkungen der Pandemie — sowie überraschend gestiegene Einkaufspreise für wichtige Baustoffe — zu Buche schlagen. Baukostensteigerungen um 160% auf über 40.000 Euro pro Schulplatz sind schon festgestellt worden. Die von der Initiative Gemeingut in Bürgerinnenhand e.V. ermittelten Kostensteigerungen aus dem Jahr 2020 werden inzwischen immer weiter übertroffen.

Explodierende Baustoffpreise im Frühjahr 2021

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. spricht aktuell von Preissteigerungen, die im März 2021 um 18,5 % bzw. 20,6 % über dem Niveau von Dezember 2020 lagen. Dazu ist der Erzeugerpreis für Draht aus Kupfer binnen Jahresfrist um 18,6 % gestiegen. Hamsterkäufe verzerren zudem das Preisgefüge bei vielen Baustoffen.
Aktuell ist sogar eine akute Holzknappheit zu verzeichnen, die Holzpreise im gesamten D-A-CH-Raum explodieren, weil es einen „Nachfrage-Tsunami“ (Luzerner Zeitung) gibt. Für Exporte in die USA werden Höchstpreise gezahlt. Auch China importiert immer mehr Holz aus der EU.

Es gibt sogar erste Bestell-Stopps der Holzlieferanten. Die Preise für Nadelschnittholz, Brettschichtholz und Konstruktionsvollholz sind sogar um bis zu 40 % gestiegen, was auch bald auf die Berliner Projekte der Holz-Modulbau-Schulen und Dachsanierungen durchschlagen wird. Hinzu kommen Preissteigerungen bei Energiepreisen und Kraftstoffen und die Auswirkungen der CO2-Bepreisung.
Die jährliche Anpassung von Lohnkosten und Baupreis-Index summieren sich zusätzlich.

Überblick über die Schulbau-Offensive

Zur Berliner Schulbauoffensive gibt es eine Übersicht mit dem Titel „Berliner Schulbauoffensive – Maßnahmenübersicht“ als Google-Map, die heute geschätze Kosten-Rahmen bis zum Jahr 2029-2030 aufführt.
Die aus den Jahren 2018-2020 stammenden Zahlen und Kostenrahmen je Schule müssen aufgrund der aktuellen Baupreisentwicklungen und möglicher Verzögerungen laufender Bauprojekte überprüft und angepasst werden.

Verquere Baulogistik schon beim Aushub und Einbau der Sauberkeitsschicht - Foto: m/s
Verquere Baulogistik schon beim Aushub und Einbau der Sauberkeitsschicht – Foto: m/s

Kostenexplosion – Kassensturz und neue Baukostenplanung?

Die sich abzeichnenden Baukostensteigerungen erreichen Dimensionen, die künftig auch auf die Schulträger durchschlagen werden. Da nach dem bisherigen Modell die Schulträger zur Rückanmietung der Immobilien über 37 Jahre verpflichtet werden, müssen neben den Mieten auch Zinsen, Tilgung und alle Baukostensteigerungen finanziert werden. Kostensteigerungen bei der Rückanmietung der Immobilien müssen in den Blick genommen werden. Ein Kassensturz und eine neue Baukostenplanung werden unabdingbar.
Der Blick muss dabei auch auf Details, Bauverfahren und Bauabläufe und Stillstandskosten gelenkt werden.


Weitere Informationen:

Baupreisexplosion und Kostensteigerungen der Schulbauoffensive Berlin – ein Datenjournalismus-Projekt sammelt Fakten:

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