Dienstag, 16. April 2024
Home > Aktuell > Verkehrspolitik: „Drei Bürgermeister machen Druck für zwei Bahnhöfe“

Verkehrspolitik: „Drei Bürgermeister machen Druck für zwei Bahnhöfe“

„Drei Bezirke für zwei Bahnhalte“


Die drei Berliner Südbezirke Tempelhof-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf und Neukölln setzen sich für den S-Bahnhalt Kamenzer Damm und den Regionalbahnhalt Buckower Chaussee ein.

Mit einer Pressekonferenz am 28. Juli 2022 unterstrichen der Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg Jörn Oltmann, die Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf Maren Schellenberg und der stellvertretender Bezirksbürgermeister von Neukölln Jochen Biedermann die Forderung ihrer Bezirke nach einem zusätzlichen S-Bahnhalt Kamenzer Damm und einen Regionalbahnhalt Buckower Chaussee,

Beide Bahnhöfe sind im Nahverkehrsplan Berlin 2019-2023, im Stadtentwicklungsplan Mobilität und Verkehr (SteP MoVe) sowie in weiteren strategischen Planungen wie i2030 oder auch in dem aktuellen Gemeinsamen Strukturkonzept (GSK) für die Flughafenregion Berlin-Brandenburg enthalten.

Drei Bürgermeister – drei Statements

Jörn Oltmann (Bündnis 90/Grüne) , Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg erklärte dazu: „Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Schieneninfrastruktur mit dem Ziel nachhaltiger und klimagerechter Mobilität steht für uns an oberster Stelle. Neue Angebote reduzieren das PKW-Aufkommen und qualifizieren wichtige und lebenswerte Stadträume. Für den gesamten Berliner Süden leisten die beiden Bahnhalte Kamenzer Damm und Buckower Chaussee dafür einen wichtigen Beitrag. Damit werden sowohl das Verkehrsangebot auf der Achse entlang der Dresdner Bahn bis zum Flughafen BER gestärkt als auch wichtige Umsteigepunkte für nachhaltige Ost-West-Verkehre in unsere beiden Nachbarbezirke Steglitz-Zehlendorf und Neukölln geschaffen. Im 5 Kilometer-Umfeld der Buckower Chaussee profitieren rund 300.000 Bewohner_innen aus drei Bezirken sowie viele hundert Unternehmen in den angrenzenden Gewerbegebieten Motzener Straße und Großbeerenstraße. Der S-Bahnhalt Kamenzer Damm schafft die Voraussetzungen für eine positive Entwicklung des Marienparks und des Schindler Campus sowie für die Stärkung der Wohnfunktion im Umfeld. Die drei Bezirke setzen sich gemeinsam für die Realisierung der zwei Bahnhalte ein und zählen dabei auf die Unterstützung des Berliner Senats.“

Der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Neukölln Jochen Biedermann (Bündnis 90/Grüne) hatte vor allem des Ortsteil Buckow im Blick :
“Die Umsetzung des Regionalbahnhalts Buckower Chaussee ist vor allem für die rund 40.000 Anwohner_innen des Neuköllner Stadtteils Buckow von großer Bedeutung. Der Anschluss an den Regionalverkehr verbessert die Anbindung und verkürzt Fahrzeiten in die Innenstadt und in das brandenburgische Umland sowie zum BER. Dies entlastet Verkehre an anderer Stelle und beinhaltet auch die Chance, Busverkehre neu zu gestalten und auszurichten. Ost-West-Verbindungen können ausgebaut und tangentiale Verbindungen qualifiziert werden. Auch der S-Bahnhalt Kamenzer Damm ist ein bedeutender Lückenschluss und stellt eine logische Konsequenz dar, die beispielsweise aus dem Neuköllner Stadtteil Britz mit einer Busverbindung bedient werden könnte.”

Maren Schellenberg (Bündnis 90/Grüne) Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf brachte die Sicht ihres Bezirks ein, und unterstrich die Forderung zum S-Bahnhof Kamenzer Damm:

“Für den Bezirk Steglitz-Zehlendorf ist der neue S-Bahnhalt Kamenzer Damm sowohl zur Anbindung des Gewerbegebiets Haynauer Straße als auch für die Bewohner_innen der Siedlung Wedellstraße/Kamenzer Damm von großer Bedeutung. Auch der Campus der Freien Universität an der Malteserstraße würde von einer verbesserten Anbindung profitieren. Mit dem Regionalbahnhalt Buckower Chaussee wird der Flughafen BER für unseren Bezirk besser angebunden und ist über attraktive Busverbindungen in deutlich kürzeren Fahrzeiten erreichbar. Dies stärkt den Schienenpersonennahverkehr insgesamt.”

Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg Jörn Oltmann, Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf Maren Schellenberg und stellvertretender Bezirksbürgermeister von Neukölln Jochen Biedermann mit Bahnhofsmodell — Foto: © Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg Jörn Oltmann, Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf Maren Schellenberg und stellvertretender Bezirksbürgermeister von Neukölln Jochen Biedermann mit Bahnhofsmodell — Foto: © Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg

Planungszeitraum seit 1997 und Bauzeit bis Ende 2025

Die Eisenbahn- und S-Bahnverbindung Berlin Südkreuz–Blankenfelde, auch als Dresdner Bahn bekannt, ist derzeit eine Großbaustelle. Weite Streckenabschnitte Teile der Bahnanlagen sind fertig gestellt, grün lackierte Lärmschutzwände werden schon mit ersten Graffitis übersprüht. Die Baumaßnahmen sollen noch insgesamt bis zum Jahr 2025 dauern, bis der erste Regionalzug oder ICE fahren kann.

Der S-Bahn-Betrieb wird während der Bauzeit weitgehend aufrecht erhalten, allerdings mit wochenlangen Unterbrechungen mit „Schienenersatzverkehr“ wegen Brückenbauten Gleisverlegungen.

Die S-Bahn-Strecke bleibt erhalten und wird zweigleisig bis Lichtenrade und eingleisig bis Blankenfelde geführt. Die Strecke wird modernisiert und an der Endstation Blankenfelde besser als bisher vernetzt: Der bisherige Haltepunkt der S-Bahn wird dort nach Süden verschoben. Im Bahnhof Blankenfelde entsteht ein kombinierter Bahnsteig für S- und Regionalbahn.

Das Planfeststellungsverfahren für die Dresdener Bahn begann bereits seit 1997. Am 17.12.2014 wurde der Abschnitt 4 genehmigt, der den Bereich südlich des Bahnhofs Südkreuz betrifft, in dem die Dresdner Bahn von der Anhalter Bahn abzweigt. Danach folgten die Genehmigungen für die Streckenabschnitte 1, 2 und 3 in den Jahren 2017, 2015 und 2019. Lärmschutzklagen in Lichtenrade haben für Verzögerungen und die durcheinander geratene Reihenfolge der Plangenehmigungen gesorgt.

Verkehrspolitik im Tollhaus Berlin

Die Forderungen nach den beiden Bahnhöfen S-Bhf. Kamenzer Damm und Regionalbahnhalt Buckower Chaussee sind städtebaulich zwingend und angesichts der Nutzenanalysen eigentlich unabweisbar. Wieso es nach so langen Planungsvorläufen noch eine „eisenbahnbetriebswissenschaftliche Untersuchung (EBWU)“ geben muss, die weitere zwei Jahre Zeitverzögerung bringt, ist kaum noch erklärbar.

Auch die Planungspanne mit der Tram-Südtangente von Schöneweide nach Marienfelde wirft große Fragen auf. Für die zukünftige Tramlinie im Trassenverlauf der Buckower Chaussee mit Kreuzung am geplanten Bahnhof Buckower Chaussee, wurde die Straßenbrücke nicht geplant.

Offenbar hat die Trennung der Senatsverwaltung für Bauen und Wohnen und der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) gravierende Lücken im Berliner Stadtgrundriß hinterlassen, die erst identifiziert unn einer verantwortlichen Bearbeitung zugeführt werden müssen.
Die Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf und Neukölln müssen nun neben ihrer eigentlichen guten Arbeit in den Bezirken dafür Sorge tragen, dass die Verkehrswende nicht auf höherer Senats-Ebene „verbockt“ wird.

MHS