Donnerstag, 06. Februar 2025
Home > Aktuell > Was wird aus dem Karstadt Kaufhaus?

Was wird aus dem Karstadt Kaufhaus?

Karstadt am Tempelhofer Damm

Das Karstadt-Kaufhaus steht laut Insolvenzplan auf der Schließungsliste. Ob eine Fortführung unter der Marke Galeria möglich ist, hängt nun vom Gestaltungswillen des Gebäudeeigentümers, der Bayrischen Versorgungskammer.

Wie schon berichtet, spielten die Mietkonditionen eine entscheidende Rolle. Häuser, in denen sich Mieten in Höhe von 9-11% des Netto-Jahresumsatzes realisieren lassen, können wirtschaftlich im Nutzungsmix von Galeria fortgeführt werden.
Ob das Haus am Tempelhofer Damm 191 erhalten werden kann, hängt nun von Gesprächen der Berliner Wirtschaftsverwaltung und von Gesprächen des Bezirksbürgermeisters Jörn Oltmann (Bündnis 90/Grüne) mit der Geschäftsführung der Bayrischen Versorgungskammer ab.

Land Berlin als Bittsteller beim Freistaat Bayern

Die Bayerische Versorgungskammer ist ein modernes Wirtschaftsunternehmen und zugleich eine staatliche Oberbehörde in einem. Das ist nach Form und Ausrichtung einzigartig, denn es ist zugleich die . größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe Deutschlands. Sie führt gemeinschaftlich die Geschäfte von zwölf berufsständischen und kommunalen Altersversorgungseinrichtungen, die für ihre Mitglieder und Versicherten Leistungen der Alters-, Berufsunfähigkeits- und Hinterbliebenenversorgung erbringen.
Immobiliengeschäfte sichern das ab!

Neben der „schwäbischen Hausfrau“ ist die Bayrische Versorgungskammer wohl das erfolg- und ertragreichste Modell der in Süddeutschland entwickelten Wirtschaftskultur. „Nachhaltiges Wirtschaften, langfristiges Denken und Verlässlichkeit haben schon immer unser Handeln geprägt“, so stellt sich die Bayrische Versorgungskammer selbst vor.
Für die Kaufhaus-Immobilie und den Tempelhofer Damm ist das ein guter und langfristig kalkulierender Partner, der jedoch eine eigene stabile Wirtschaftlichkeit absichern muss.
Für die Berliner Politik ist die Aktivität der Bayrischen Versorgungskammer aber auch ein „Schlag ins Kontor.“ Ganz offensichtlich gibt es im Freistaat Bayern eine klügere Finanz- und Wirtschaftspolitik, als im Land Berlin und einen bewußteren Umgang mit den Möglichkeiten der sozialen Marktwirtschaft.

Neue Standortprofilierung am Tempelhofer Damm notwendig

Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg hat nun zuerst die Absicherung der Beschäftigten als Problem auf dem Tisch. Ab August werden die Karstadt-Beschäftigten voraussichtlich freigestellt, und müssen sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Die Zukunft der verbleibenden Arbeitnehmer wird noch geklärt. Die Auskünfte dazu werden gegeben, wenn der vom Gericht bestätigte Insolvenzplan vom 28. Mai 2025 in zwei Wochen rechtskräftig wird. Erst dann können auch weitere Verhandlungsergebnisse und noch abgewendete Schließungen bekannt gegeben werden.

Für den Tempelhofer Damm und das kommende städtebauliche Konzept der Neuen Mitte Tempelhof muss in jedem Fall eine neue Standortprofilierung und Zukunftskonzept erarbeitet werden.

Ideen für ein „Business Improvement-District“ sind dabei nicht sonderlich hilfreich, es entstehen höhere Kosten für Immobilieneigentümer, und neue Unsicherheiten bei Neuvermietungen. Flanieren und Shoppen funktioniert nicht mehr. Die 15-Minuten-Stadt sorgt für geringere Einkaufsmobilität. Wer mit dem Auto fährt, steuert heute die Supermärkte mit eigenen Parkplätzen an.

Das neue Mobilitätskonzept für den Tempelhofer Damm, mit durchgehenden Radspuren, trennenden Mittelstreifen, und die flächendeckende Parkraumbewirtschaftung schwächen bereits die wirtschaftlichen Ertragspotentiale der Einkaufsstraße nachhaltig.
Wenn das Bezirksamt nun verkündet, mit „verschiedenen Maßnahmen die Entwicklung des Standorts aktiv zu fördern,“ so zeigt das eher eine grundlegende Ratlosigkeit auf.

Neue Planungsgrößen für die soziale und digitale Stadt

Die Insolvenz des Karstadt-Kaufhauses und die bundesweite Krise im Handel sind systemische Ergebnisse der einseitigen Förderung der „Plattform-Digitalisierung“.
Die Realität heute: gestiegene Preise und steigende Mieten lassen die Kaufkraft schwinden. Die Politik der nachhaltigen und resilienten Stadt bedeutet zu einem guten Teil auch eine „De-Urbanisierung“ der Stadtzentren. Das hat systemische Auswirkungen auf die Zentren-Attraktivität und auf die Durchlässigkeit und Offenheit von Märkten. Mehr Aufenthaltsqualitäten, mehr Infrastruktur und Kultur und mehr Lebensqualität müssen geschaffen werden.

Neue Planungsgrößen für die intelligente, soziale und digital-mediale Stadt werden benötigt. Eines ist dabei schon heute klar: Digitalisierungslösungen, die per Startup-Finanzierungen auf Dauer 30% der Netto-Umsätze beanspruchen, sind obsolet! Systeme mit generativer künstlicher Intelligenz (GenAI) und transparente mit datensparsamen Lösungen werden die Märkte und die Zukunft bestimmen!

Mit einer radikalen und planbaren Senkung der Transaktionskosten und Interaktionskosten im Handel, ist sogar ein Neustart im Mittelstand wieder erreichbar!