Glosse | Michael Springer
Der Blümelteich ist nicht nur Revier für Senioren mit Modellbooten. Auch ein Schwanenpaar ist hier zu Hause. Fast jeden Tag kommt ein älterer Herr ans Ufer, bringt Futter mit und lockt den männlichen Schwan an.
Das Futter wird auf der befestigten Uferkante drapiert, und mit der Hand zusammen geschoben. Der Schwan geht auf das Angebot ein, und schnappt nach dem Futter.
Doch so einfach ist das nicht, denn der ältere Herr deckt das Futter urplötzlich ab, schiebt es sogar hin und her. Der Schwan lässt sich das eine Weile bieten, doch irgendwann beißt er zu, erwischt den Unterarm des Mannes..
Der ältere Herr packte den Schwan am Hals, und zeigte seine Macht, hielt ihn fest.
Ein junges Pärchen beobachtete dies vom gegenüberliegenden Ufer, und kam um den halben Blümelteich herum gelaufen. Beide beschwerten sich bei dem Tierquäler: „Es sind Wildtiere! — Das Füttern ist verboten!“ — Das Festhalten ist Tierquälerei! — Doch der ältere Herr regierte nicht, und zog sein Smartphone heraus, zeigte Bilder von seinen früheren Besuchen am Blümelteich.
„Der Schwan will doch nur spielen!“ — So erklärte er seinen Umgang mit dem Tier. Er komme fast jeden Tag, und der Schwan erkenne ihn schon!
Beim Streitgespräch entfaltete sich eine unüberwindliche kulturelle Hürde: der ältere Herr sprach nur gebrochenes Deutsch. In seiner osteuropäischen Heimat war ihm der Naturschutzgedanke offenbar fremd geblieben. — Auch die Verbotsschilder am Ufer konnte er nicht verstehen, zumal dort nur Enten aufgezeigt werden.
So blieb der Vorfall ohne Klärung und ohne eine Einigung.
Der Schwan wird weiter Besuch bekommen, und es werden sich wohl weitere Konflikte entfalten! Denn viele Parkbesucher erfreuen sich am brütenden Schwanenpaar und warten auf das Schlüpfen der Schwanenküken.
Die vom Straßen- und Grünflächenamt Tempelhof-Schöneberg beauftragten Parkläufer der „SI3 UG“ können nicht eingreifen. Sie haben übrigens eine längere Pause, wie ein Aushang an ihrer Container-Unterkunft am Rosengarten beschreibt.
Im Bezirksamt wird es nun sicher eine heiße Diskussion geben, ob es sinnvoll ist, mehrsprachige Verbotsschilder aufzustellen. — Einzig deutschsprachige Verbotsschilder wirken sogar diskriminierend, wenn sich nur sprachverständige Menschen an die Ge- und Verbote halten!