Dienstag, 16. April 2024
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Fair Culture als neuer Weg

Fair Culture & Fair Trade Culture

Von Michael Springer

Die politischen Parteien in Deutschland sitzen in der Falle: hunderte Millionen Euro werden alljährlich an Steuermitteln aufgewendet, um „gegen-Initiativen“ bei erkannten Fehlentwicklungen zu starten und mit riesigen Werbeaufwand zu unterhalten. „Gegen Rechts“, „Gegen Rassismus“, „Gegen Antisemitismus“, „Gegen Hass“, …. die Kette lässt sich beliebig fortführen.
Allein je amtlich vom Verfassungsschutz namentlich erfassten „gewaltbereiten Rechtsradikalen“ wendet die heutige Bundesregierung so über 33.000 Euro jährlich auf — mehr als doppelt so viel, wie für eine alleinerziehende Hartz4-Empfängerin. Über 1,7 Millionen Kinder wachsen dabei in Armut auf — und können nicht ihre Potentiale entfalten.

Bundesmittel des Programms „Demokratie leben“ übersteigen inzwischen die Höhe von 130 Mio. €, die an viele „Appell-Initiativen“ fließen, die damit versuchen, tausende Mini-Medienpräsenzen und Mini-Projekte in sozialen Netzwerken in Gang zu halten — bis hin zum Überdruß oder Ablauf der Förderung. Inzwischen stehen hunderte Internetseiten nutzlos im Netz.

Gegen die großen hintergründigen Ursachen wird allerdings von den großen politischen Parteien seit langer Zeit nichts unternommen:

  • seit mindestens 57 Jahren verlassen alljährlich zwischen 5-14% aller Schüler:innen die Schule ohne Abschluß. Das Buch von Georg Picht „Die Bildungskatastrophe“ ist inzwischen im Deutschen Historischen Museum ausgestellt.
  • In den Parteien ist die von der Basis zum Bundestag gerichtete politische Willensbildung auf den Kopf gestellt. Innerparteiliche Demokratie wird durch ideologische Vorgaben und Personalpolitik aus Parteizentralen ersetzt — im Widerspruch zum Parteiengesetz.
  • in der Fläche gibt es ein Lokalzeitungssterben, Funklöcher und eine mediale Zersplitterung der Gesellschaft. Die lokalen Dauerbeobachter sterben auch, die Kirchen verlieren ihre Öffentlichkeitswirkung. Talkshows und SocialMedia übernehmen bisherige Öffentlichkeiten.
  • seit 2015 sorgt die Zuwanderung in den Schulen für eine Überforderung von Lehrerkollegien und Schüler:innen. Die Klassenfrequenzen sind zu hoch, bei zu vielen biographischen Herkünften der Schüler:innnen.
  • An sogenannten Brennpunktschulen sinkt das Ausbildungsniveau, und hunderte Lehrkräfte haben in jüngster Zeit Berlin ganz verlassen.
  • Inzwischen brennt sich eine Corona-Bildungskatastrophe in Köpfe und Herzen einer ganzen Schülergeneration.
  • Gleichzeitig wird die Stadtgesellschaft medial immer mehr gespalten und in Newsletter-Gruppen zersplittert.
  • Qualitätsjournalismus verschwindet selbst hinter Abo-Paywalls und Leser-Paywalls. Die einstigen Segnungen des freien Informationszugangs im Internet enden heute selbst bei Suchvorgängen an Bezahlschranken.
  • politische Eliten verlieren ihre Lobby-Macht und Selbstwirksamkeiten. Man organisiert sich nun notdürftig hinter Kontroll-Illusionen und Community-Log-Ins.

Die einst im Jahr 1945 von Sir Karl Popper postulierte „Offene Gesellschaft“ ist von der „Digitalisierung“ eingeholt, und überholt worden.

In der Folge sind inzwischen auch in einstigen Volksparteien organisierte Menschen selbst nur noch eine tief gespaltene Splittergruppe, die nur noch rund 1,7% der Bürger (mit deutschen Pass) über 16 Jahren umfasst ( Zahlen: FU-Berlin).
Seit dem Jahr 2015 sind überdies mehr Menschen zugewandert, als es in allen großen und kleinen Parteien insgesamt Parteimitglieder gibt.

Die Gesellschaft ist dabei interkulturell geworden — und kann nicht mehr mit alten Konzepten ehemaliger „Volksparteien“ regiert werden.

Inzwischen ist es auch allen klar: im weltweiten Wettbewerb der entwickelten Volkswirtschaften kann es so nicht mehr weitergehen!

Die Demokratien geraten weltweit mehr und mehr in Gefahr, ihren inneren Zusammenhalt zu verlieren — und ihre einstige Wettbewerbfähigkeit zu verlieren. Das bisherige westliche Modell der freiheitlich verfaßten Gesellschaften steht nun inmitten der „Digitalisierung“ vor „Produktivitäts-Paradoxa“ und „selbstverursachten sozialen Dystopien“ — auch und ganz besonders in Berlin!


Zeitalter der „Post-Post-Politik“

Ein neues Zeitalter beginnt, das vermutlich künftig als Beginn einer „Post-Post-Politik“ historisch markiert wird. War es in der „Post-Politik-Ära“ Merkel noch möglich, die bestehende politische Grundstruktur als unveränderlich und alternativlos anzusehen, so verlieren die Parteien inzwischen „selbstverursacht“ ihre zentralen Rollen und Aufgaben — und ihre alte Definitionsmacht.

Ein „Parteien-Sterben“ zeichnet sich ab, weil die Parteien nur noch durch Ideologie, nicht aber durch die ethischen und philosophischen Grundprinzipien der „Offenen Gesellschaft“ zusammen gehalten werden können. Teilweise verfallen sie in sektenhafte Kollaboration und „Jakobinismus“ verfallen.

Konkret wird es in der Bundestagswahl, wenn daraus nur „Drei-Parteien-Koalitionen“ hervorgehen. Starke Kräfte arbeiten dazu bereits an der „Transformation der Verfassungsdemokratie“ unter den Stichworten:

  • „Neustaat“ — ein Buch des CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Heilmann, der Digitalisierung vor Bürgerrechte stellt.
  • Bündnis 90/Grüne, die ein „Primat der Klimapolitik“ etablieren wollen, und dabei volkswirtschaftliche Katastrophen und Erwerbslosigkeit in Kauf nehmen.
  • überparteiliche Initiativen der Zivilgesellschaft unter dem Stichwort „Partizipation“ und selbstbestimmte Gesellschaft.
  • CDU/CSU und SPD mit der Einberufung von partei-steuerbaren sogenannten „Bürgerräten.“ — Hierzu werden „zufällig“ oder „meritokratisch“ einberufene Bürger ausgewählt, die helfen sollen, mehr Problemlösungskompetenzen in die Demokratie einzubringen.

Der künftige Ausweg aus diesen miteinander kämpfenden Positionen liegt vermutlich nicht zwischen z.T. unvereinbaren Positionen.

Das neue Zeitalter der „Post-Post-Politik“ wird sich wieder auf zeitweilig verschüttete universelle Prinzipien neu begründen müssen, die eine friedvolle, respektvolle und regelbasierte interkulturelle und multipolare Globalisierung als Option offen halten — und auch im Völkerrecht akzeptiert sind.

Rückbesinnung auf Freiheit, Völkerrecht, regelbasierte Wirtschaft und „Fair Culture“ & „Toleranzkultur“

Seit 2018 widmet sich die Fair-Culture-Initiative der Deutschen UNESCO-Kommission gemeinsam mit Wissenschaft und Zivilgesellschaft der Frage, wie die kulturelle Wertschöpfungskette nachhaltiger werden kann.

Im Zentrum von „Fair Culture“ steht dabei die Frage, wie die Prinzipien des „Fair Trade“ auch auf die Kultur- und Kreativwirtschaft übertragen werden können. Die globalen Auswirkungen der Corona-Pandemie haben diese Initiative überholt, und sorgen nun weltweit für neue Nöte, Armut und Hunger.
Die Initiativen der UNESCO-Kommission haben inzwischen auch weitere Kreise gezogen. Auch Wirtschaftsverbände und Digitalwirtschaft befassen sich mit Konzepten von „Digital Responsibility“.

Das Discussion Paper „Fair Culture – A Key to Sustainable Development“
der Deutsche UNESCO-Kommission & Université Laval, 2020 ist der Einstieg in einen wichtigen strategischen Diskurs über neue globale und faire Ökonomien und eine Zivilisationstheorie, die Resilienz und Nachhaltigkeit mit Freiheit und Humanität verbindet.

Es geht dabei nicht nur um Kultur und Handel, sondern praktisch um alle Lebensbereiche und um die ganze globale Wirtschaft und um „Erd-Politik“

Die beabsichtigte sorgfältigen Anpassung der Konzepte „Fair Culture“ und „Fair Trade Culture“ an die Bedingungen des Kunst- und Kultursektors, die auch komplexen Prozesse in der Kreation, Produktion und im globalen Austausch kultureller Güter und Dienstleistungen berücksichtigt, ist noch im Gange, und steht allerdings noch vor großen und prinzipiellen Hürden, die durch die Medienökonomie, Digitalisierung und sogenannte „Unseens“ — Unsichtbarkeiten und Nebenwirkungen — gesetzt werden.


Für die Abonnenten der Fairen Leser-Abos:

White Paper: UN-Kultur des Friedens und „Public Social Responsibility“
Wie neue Politik, Fair Culture und Fair Trade Culture mit fairen Wertschöpfungsketten, Marktregeln und Nachhaltigkeit zusammen hängen
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