Mittwoch, 24. April 2024
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Ökologisches Parkmanagement im Volkspark Mariendorf

Blümelteich: Graureiher und Kormoran

Natürliche, unbezahlte gefiederte „Parkmanager“ sind alltäglich im Volkspark Mariendorf zu beobachten. Ihr Lohn sind kleine Fische, die sich im Blümelteich tummeln: Graureiher und Kormorane.

Ein Graureiher (Ardea cinerea) ist offensichtlich standorttreu, und fühlt sich hier auf dem Mauersteg sicher und wohl versorgt. Wer Geduld hat, kann ihn ab und zu fischen sehen. Dann fliegt er in niedriger Höhe über den Blümelteich und versucht einen Fisch zu fangen. Selten sieht man ihn dabei tauchen, denn das Wasser ist viel zu trübe, infolge der Algenblüte.

Als Allerweltsvogel ist der Graureiher in warmen Wintern Überwinterungsgast in Berlin. Wird es jedoch lange sehr kalt, dann sterben die Vögel, die normalerweise bis zu 24 Jahre alt werden.

Im Juni war einmal zu sehen, wie der Graureiher sein Revier Blümelteich verteidigte, und einen anderen Graureiher verjagte, der an der gegenüberliegenden Uferseite kurzzeitig Position bezog.

Stundenlang steht der Graureiher sonst auf der schmalen Trennmauer, die den Biotopbereich des Blümelteiches nahe dem Tempelhofer Damm abteilt.

Ein Brutplatz wurde noch nicht beobachtet, normalerweise brüten Graureiher brüten in Kolonien auf Bäumen, und legen eigene Horste an. Ihre Fluchtdistanz ist größer als 30 Meter. Werden Graureiher durch Menschen und freilaufende Hunde gestört, werden Horste und Standplätze auch verlassen.

Kormorane im Blümelteich

Oft ist auch sein Kollege hier zu Gast, ein Komoran ((Phalacrocorax carbo), genauer sogar ein Kormoran-Paar. Der gänsegroße Kormoran sitzt oft abends in der Abendsonne auf der Trennmauer, und wärmt und trocknet in der Abendsonne seine ausgebreiteten schwarzglänzenden Flügel. Ein Schauspiel, das mit sinkendem Sonnenstand noch bis Ende September zu beobachten ist. Manchmal sieht man auch beide Kormorane nebeneinander. Oft ist einer der Kormorane beim Fischen und taucht dann ab, um 20-30 Meter wieder aufzutauchen und bisweilen eine Ente aufzuschrecken.
Die normale Tauchdauer beträgt 15–60 s in Tiefen von üblicherweise 1–3 m. Die Fortbewegung unter Wasser erfolgt mit den Füßen. Fische werden mit dem Hakenschnabel hinter den Kiemen gepackt.

Kormorane sind Teilzieher, die in der Region bleiben. Kormorane brüten in Kolonien, meist mit Dutzenden oder sogar Hunderten Artgenossen. Die größte Kormorakolonie liegt mitten in der Havel: die Inseln Imchen, Kälberwerder und Teile der Pfaueninsel sind bekannte Brutplätze, die an kahlen Bäumen erkennbar sind. Der Kot der Kormorane verätzt die Äste und Baumrinde, die Bäume sterben auch nach langer Zeit ganz ab.

Zweibeinige Parkmanager

Der Fachbereich Grünflächen des Straßen- und Grünflächenamtes hat nach Auswertung der Pilotphase entschieden, das Parkmanagement im Volkspark Mariendorf ab September 2022 auf Dauer fortzuführen.
Die „zweibeinigen Parkläufer“ sind an der grünen Dienstkleidung und dem Schriftzug “Parkläufer“ zu erkennen und an 7 Tagen in der Woche in den Anlagen unterwegs.
Ihr Nistplatz ist ein Bürocontainer – aufgestellt an dem Parkeingang an der Prühßstraße gegenüber Hausnummer 71. – zu dem auf dem Bürocontainer angegebenen Öffnungszeiten.

Vorgestellt werden die beiden Parkmanager im ungewöhnlich unpersönlichen neuen „Zivilgesellschafts-Deutsch“, das dem hölzernen Amtsdeutsch nachfolgt:

„Bei den Parkläufer_innen und Parkmanager_innen handelt es sich um sozialpädagogisch versiertes Personal deren Kernaufgabe die Analyse der Problemlagen und die Konfliktlösung zwischen Nutzer_innen in den Grünanlagen ist. Gleichzeitig versteht sich das Parkmanagement als eine Schnittstelle zwischen den Parkbesuchenden, den Anwohnenden und der Verwaltung,“ so das Originalzitat in der Pressemitteilung des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg vom 2.9.2022.

Weiter heißt es: „Das Parkmanagement begrüßt sie gern in dem Bürocontainer – aufgestellt an dem Parkeingang an der Prühßstraße gegenüber Hausnummer 71 – zu dem auf dem Bürocontainer angegebenen Öffnungszeiten.“

Parkläufer und Parkläuferin wurden mit dem Rücken zur Kamera vorgestellt, ob hier Datenschutzgründe oder Diskriminierungsgründe vorliegen, ist noch zu hinterfragen.

In jedem Fall ist es respektlos gegenüber Bürgern und Gästen im Bezirk und auch gegenüber den im öffentlichen Dienst beschäftigten Mitarbeitenden!